Tuesday 20 October 2009

Buber's "canonical theory"

I was surprised to read the following thoughts from Martin Buber, written in 1964 and yet inspired by a Bible course he had held in Germany between 1934 and 1935. They seem to pretty well prepare the way for Childs' canonical approach:
Biblische text sind als Texte der Bibel zu behandeln, das heißt: einer Einheit, die, wenn auch geworden, aus vielen und vielfältigen, ganzen und fragmentarischen Elementen zusammengewachsen, doch eine echte organische Einheit und nur als solche wahrhaft zu begreifen ist. Das bibelstiftende Bewußtsein, das aus der Fülle eines vermutlich weit größeren Schrifttums das aufnahm, was sich in die Einheit fügte, und in den Fassungen, die dieser Genüge taten, ist nicht erst mit der eigentlichen Zusammenstellung des Kanons, sondern schon lange voher, in allmählichem Zusammenschluß des Zusammengehörigen, wirksam gewesen. Die Kompositionsarbeit war bereits "biblisch", ehe die erste Vorstellung einer bibelartigen Struktur erwachte; sie ging auf eine jeweilige Zusammenschau der verschiedenen Teile aus, sie stiftete Bezüge zwischen Abschnitt und Abschnitt, zwischen Buch und Buh, sie ließ den tragenden Begriff durch Stelle um Stelle klären, ließ die heimliche Bedeutung eines Vorgangs, die sich in der einen Erzählung nur eben leicht auftat, in einer andern sich voll erschließen, ließ Bild durch Bild und Symbol durch Symbol erleuchten. Manches von dem, was man "Midrasch" nennt, ist schon in der Bibel selbst, in diesen Zeugnissen einer zur biblischen Einheit strebenden Auslese- und Koordinationsarbeit zu finden, deren stärkstes Werkzeug eine diskret folgerichtige Verwendung von Wiederholungen, Motivworten, Assonanzen war. Wir stehen hier erst am Anfang einer methodischen Erkenntnis. Es gilt den Blick für diese Entsprechungen und Verknüpfungen und überhaupt für die Einheitsfunktion in der Bibel zu schärfen. Dann ergeben sich uns ganz andre Gebilde als die der "Quellenschriften", auf die die alttestamentliche Wissenschaft der letzten Jahrhunderte den Bau der Schrift zurückzuführen sucht; es ergibt sich größere Verschiedenheit und größere Gemeinsamkeit und das in seiner Dynamik erkennbare Werden dieser aus jener. Damit soll nicht gesagt sein, daß man sich nicht mit den Thesen der modernen Wissenschaft vertraut machen solle. Man soll es tun; man soll nur auch wissen, was es ist, das man durch sie erfährt. Thesen kommen und gehen; die Texte bleiben. [*]
It could do with a bit of refinement, but it's a great start. I'd love to know where he got these ideas from ...

[*]M. Buber, "Ein Hinweis für Bibelkurse," in Werke: zweite Band: Schriften zur Bibel (Kösel-Verlang, Munich), 1964, pp. 1185-1186.

4 comments:

Bob MacDonald said...

I like this: Theories come and go, keep the texts.

David Reimer said...

Interesting quote, Phil. This bit reminded me of something:

Manches von dem, was man "Midrasch" nennt, ist schon in der Bibel selbst...

And what it reminded me of was this:

דברי תורה כולה אחת ויש בה מקרא ומשנה תלמוד הלכות והגדות

"The words of the Torah are all one, and [but?] in it is Bible and Mishnah, Talmud, Halakot and Haggadot" (Sif. Deut 306).

I think I first heard that years ago from Alan Cooper, if memory serves ... and it has been very helpful ever since. Helpful here, too?

Anonymous said...

Yes dear Martin Buber was well ahead of his time, and one of a kind!

Phil Sumpter said...

David, sorry for the late reply. I love that quote and like where it's coming from. This may well be what Buber was getting at in his talk of unity. However, I was more struck with his use of existential categories (not in this quote but in the rest of the article). I much prefer the kind of quote from the midrash which you gave, which seems to focus more on the reality of God's salvific will, then on the text as existential "Anrede." In 2006, the well-known Old Testament scholar Jörg Jeremias also said something very similar. I posted the quote here.